Öcher kochen, ohne dass es die Welt kostet
Rezepte für fleischlose Gerichte mit Pfiff
Aachener Bürger:innen und Menschen aus unserer Region, die sich jeweils in unterschiedlicher Weise für die Belange anderer Menschen und für die Umwelt einsetzen, haben uns Lieblingsrezepte überlassen. Die Sammlung von Rezepten soll Leser:innen neugierig machen auf das, was anderen besonders gut schmeckt. Sie soll zum Nachmachen motivieren und den Einstieg in eine fleischärmere Ernährung erleichtern.
Unsere Art zu leben, auch unsere Art uns zu ernähren, ist mitverantwortlich für die weltweit spürbaren Klima- und Umweltprobleme und für desolate Lebensverhältnisse vieler Menschen bei uns, insbesondere aber in den ärmeren Ländern des globalen Südens. Die industrielle Landwirtschaft hat einen erheblichen Anteil daran, dass die ökologischen Belastungsgrenzen unseres Planeten teilweise bereits überschritten sind.
Photos by Jo-Anne McArthur on Unsplash
Schon seit längerem bekannt
Seit Jahrzehnten sind viele Zusammenhänge klar. Spätestens seit im Jahr 2010 der Weltagrarbericht veröffentlicht wurde, weiß man, dass sich die Landwirtschaft gravierend verändern muss: von einer industrialisierten zu einer ökologischen.
Wichtige Säulen dieser Veränderungen sind eine Reduzierung der Tierhaltung um 50% und ebenso eine
Halbierung des Fleischkonsums. Anstatt mehr als 750 Millionen Landtiere im Jahr 2019 würden pro Jahr in Deutschland „nur“ noch die Hälfte davon geschlachtet. Und damit würde eine Verminderung unseres Fleischkonsums von knapp 60 kg pro Person und Jahr auf 30 kg pro Person und Jahr erreicht.
Dies entspricht einer Fleischmenge von 300 – 600 g/Woche, welche die Deutsche Gesellschaft für Ernährung aus guten Gründen empfiehlt.
Die wahren Kosten des Fleischkonsums
Die in weiten Teilen der Welt vorherrschende industrielle Landwirtschaft hat viele Verlierer:innen:
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Landwirt:innen müssen aufgeben, weil sie der Konkurrenz durch Großbetriebe nicht gewachsen sind. Von 1999 – 2018 in Deutschland: Fast 60% der landwirtschaftlichen Betriebe haben aufgegeben.
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Weltweit werden Menschen von ihrem Land vertrieben, weil dieses für den Anbau von Futterpflanzen für die Tierhaltung umgewandelt werden soll.
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Selbst in Europa erfüllt die Massentierhaltung nicht die Vorgaben der Tierschutzgesetze.
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Die Schäden an den Ökosystemen sind mannigfaltig. Für Fleischproduktion müssen enorme Mengen an Wasser, Futtermitteln, Dünger, Pestiziden und Tierarzneimitteln eingesetzt werden. Nur rund 49% der Ernte der wichtigsten Feldpflanzen dienen der menschlichen Ernährung. Fast ebenso viel wird an Tiere verfüttert. Für die Produktion von einer Energieeinheit tierischer Herkunft, müssen im Schnitt sieben Energieeinheiten pflanzlicher Herkunft verfüttert werden. Bei Rindfleisch liegt dieser Transformationsverlust sogar bei 1:12!
Ebenso groß sind die Schäden an Böden, an Gewässern und der Luft, was in Klimaveränderungen und dem Verlust der Artenvielfalt gipfelt.
In einer Studie vom November 2020 werden die externen Kosten unseres Konsums von Rind- und Schweinefleisch auf knapp sechs Milliarden Euro beziffert.
Welchen Preis wir Konsument:innen und die Menschen, die in unserer Fleischverarbeitungsindustrie arbeiten müssen, für Fleisch aus der Massentierhaltung zahlen, wurde durch die Corona-Pandemie besonders offenkundig. Die Arbeitsbedingungen und Wohnverhältnisse der Arbeiter:innen waren skandalös, entpuppten sich als Infektionsherde und haben viele Verbraucher:innen schockiert und beschämt.
60% der Biodiversitätsverluste gehen auf unsere Ernährungssysteme zurück (UN-Umweltbericht, 2017).
Kleine Schritte in die richtige Richtung
Nun ist die Reduzierung des Fleischkonsums bei uns ein emotionales bis polarisierendes Thema, bei dem es Millionen von „Expert:innen“ gibt, die sich eine Einmischung in ihre Ernährungsweise verbitten.
Schnell wird eine Verminderung des Fleischanteils in der Ernährung oder eine sogar fleischlose Kost mit Verzicht assoziiert. Aber:
Gute vegetarische Gerichte sind keine „Mangelernährung“, bei der wichtige Nährstoffe fehlen. Denn: Guten vegetarischen Speisen fehlt nicht das Fleisch, sie brauchen es nicht!
Von den vielen Gewohnheiten unseres Lebenswandels, die problematisch sind, haben wir hier den
Fleischkonsum in den Mittelpunkt gerückt. Aber auch der übermäßige Konsum weiterer tierischer Produkte, wie beispielsweise der von Milchprodukten und Eiern, hat negative Konsequenzen. Deshalb sollten wir damit ebenfalls sorgsam umgehen.
Mit unserer Sammlung von Rezepten interessanter Menschen aus unserer Region möchten wir unsere Leser:innen neugierig machen und motivieren, das eine oder andere bewährte Rezept in den eigenen Speiseplan zu übernehmen.
Denken Sie bitte immer, wenn es um die Herstellung von Speisen geht, an die folgenden Tipps:
- Orientieren Sie sich am Saisonkalender!
- Wählen Sie Obst- und Gemüsesorten aus der Region!
- Verwenden Sie möglichst Produkte in Bio-Qualität!
- Kaufen Sie, wo immer es möglich ist, Zutaten, die aus fairem Handel stammen!
Die „Öcher“ Kochshow bringt entwicklungspolitische Themen – Nachhaltigkeit & Fairer Handel, Regionales & Saisonales – auf den Küchentisch. Sie verbindet Genuss, Austausch und Dialog.
Guten Appetit! Bon appétit! Eet smakelijk!
Zum Weiterlesen
Auf den im Folgenden aufgeführten Quellen basieren die Informationen:
- Fleischatlas 01/21
- Bodenreport 01/21
- Neustart oder Rückschritt, Greenpeace, 01/21
- der teure Preis des Billigfleisches, Greenpeace, 11/20
- Politik für eine nachhaltige Ernährung 06/20
- Die wirklichen Kosten unserer Lebensmittel, Misereor, 07-08/20
- Risiken für Klimaschutz und Menschenrechte, Misereor, Greenpeace, 06/20