Öcher kochen, ohne dass es die Welt kostet
Rezepte für fleischlose Gerichte mit Pfiff
Aachener Bürger:innen und Menschen aus unserer Region, die sich jeweils in unterschiedlicher Weise für die Belange anderer Menschen und für die Umwelt einsetzen, haben uns Lieblingsrezepte überlassen. Die Sammlung von Rezepten soll Leser:innen neugierig machen auf das, was anderen besonders gut schmeckt. Sie soll zum Nachmachen motivieren und den Einstieg in eine fleischärmere oder sogar fleischlose Ernährung erleichtern.
Unsere Art zu leben, auch unsere Art uns zu ernähren, ist mitverantwortlich für die weltweit spürbaren Klima- und Umweltprobleme und für desolate Lebensverhältnisse vieler Menschen bei uns, insbesondere aber in den ärmeren Ländern des globalen Südens. Die industrielle Landwirtschaft hat einen erheblichen Anteil daran, dass die ökologischen Belastungsgrenzen unseres Planeten teilweise bereits überschritten sind.


Photos by Jo-Anne McArthur on Unsplash
Schon seit längerem bekannt
Seit Jahrzehnten sind viele Zusammenhänge klar. Spätestens seit im Jahr 2010 der Weltagrarbericht veröffentlicht wurde, weiß man, dass sich die Landwirtschaft gravierend verändern muss: von einer industrialisierten zu einer ökologischen.
Wichtige Säulen dieser Veränderungen sind eine Reduzierung der Tierhaltung um mindestens 50% und eine ebenso große Reduzierung des Fleischkonsums: Dies würde eine Verminderung auf höchstens 30 kg pro Person und Jahr bedeuten – eine Menge, die die Deutsche Gesellschaft für Ernährung aus guten Gründen empfiehlt.
Die wahren Kosten des Fleischkonsums
Die in weiten Teilen der Welt vorherrschende industrielle Landwirtschaft hat viele Verlierer:innen:
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Landwirt:innen müssen aufgeben, weil sie der Konkurrenz durch Großbetriebe nicht gewachsen sind. Von 1999 – 2018 in Deutschland: Fast 60% der landwirtschaftlichen Betriebe haben aufgegeben.
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Weltweit werden Menschen von ihrem Land vertrieben, weil dieses für den Anbau von Futterpflanzen für die Tierhaltung umgewandelt werden soll.
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Selbst in Europa erfüllt die Massentierhaltung nicht die Vorgaben der Tierschutzgesetze.
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Die Schäden an den Ökosystemen sind mannigfaltig. Für Fleischproduktion müssen enorme Mengen an Wasser, Futtermitteln, Dünger, Pestiziden und Tierarzneimitteln eingesetzt werden. Nur rund die Hälfte der Ernte der wichtigsten Feldpflanzen dienen der menschlichen Ernährung. Fast ebenso viel wird an Tiere verfüttert. Für die Produktion von einer Energieeinheit tierischer Herkunft, müssen im Schnitt sieben Energieeinheiten pflanzlicher Herkunft verfüttert werden. Bei Rindfleisch liegt dieser Transformationsverlust sogar bei 1:12!
Ebenso groß sind die Schäden an Böden, an Gewässern und der Luft, was in Klimaveränderungen und dem Verlust der Artenvielfalt gipfelt.
In einer Studie vom November 2020 werden die externen Kosten unseres Konsums von Rind- und Schweinefleisch auf knapp sechs Milliarden Euro beziffert. Würden diese wahren Kosten mit eingepreist, müsste konventionell erzeugtes Fleisch fast doppelt so teuer sein.
Welchen Preis wir Konsument:innen und die Menschen, die in unserer Fleischverarbeitungsindustrie arbeiten müssen, für Fleisch aus der Massentierhaltung zahlen, wurde durch die Corona-Pandemie besonders offenkundig. Die Arbeitsbedingungen und Wohnverhältnisse der Arbeiter:innen waren skandalös, entpuppten sich als Infektionsherde und haben viele Verbraucher:innen schockiert und beschämt.
Kleine Schritte in die richtige Richtung
Nun ist die Reduzierung des Fleischkonsums bei uns ein emotionales bis polarisierendes Thema, bei dem es Millionen von „Expert:innen“ gib.
Schnell wird eine Verminderung des Fleischanteils in der Ernährung oder eine sogar fleischlose Kost mit Verzicht assoziiert. Aber:
Gute vegetarische Gerichte oder ausgewogene vegane Ernährung sind keine „Mangelernährung“, bei der wichtige Nährstoffe fehlen. Denn: Guten vegetarischen und veganen Speisen fehlt nicht das Fleisch, sie brauchen es nicht!
Von den vielen Gewohnheiten unseres Lebenswandels, die problematisch sind, haben wir 2021, beim Erscheinen der Rezeptsammlung den Fleischkonsum in den Mittelpunkt gerückt, weil gerade die Tierhaltung mitverantwortlich ist, für Klima- und Umweltschäden, unter denen Menschen im globalen Süden besonders leiden. Ein Blickwinkel, den das Bündnis besonders im Fokus hat.
Eine erfreuliche Entwicklung in die richtige Richtung ist, dass der Fleischkonsum in Deutschland pro Person in den Jahren 2022-2024 weiter gesunken ist, von 56,4 Kg auf 51,6 Kg. Von der notwendigen Reduktion zum Erreichen der Klimaziele auf maximal 30 Kg pro Person sind wir natürlich noch weit entfernt.
Da auch der übermäßige Konsum von tierischen Produkten (Milch,-Milcherzeugnisse, Eier) ebenfalls negative Konsequenzen hat, ist auch der Rückgang des Konsums von Milch- und Milchprodukten in dieser Zeit ein erfreuliches Signal.
Um in Zukunft auch tierethische Gesichtspunkte zu berücksichtigen, fordern wir unsere Leser:innen auf, uns vermehrt auch Rezepte für erprobte, vegane Speisen zu überlassen.
Selbstverständlich laden wir dazu ein, auch alle anderen Rezepte nach Möglichkeit durch vegane Produkte (z.B. Hafermilch, Sojasahne, andere milchfreie Alternativen …) zu ersetzen.
Die „Öcher“ Kochshow bringt entwicklungspolitische Themen – Nachhaltigkeit & Fairer Handel, Regionales & Saisonales – auf den Küchentisch. Sie verbindet Genuss, Austausch und Dialog.
Guten Appetit! Bon appétit! Eet smakelijk!
Zum Weiterlesen
Auf den im Folgenden aufgeführten Quellen basieren die Informationen:
- Fleischatlas 01/21
- Bodenreport 01/21
- Neustart oder Rückschritt, Greenpeace, 01/21
- der teure Preis des Billigfleisches, Greenpeace, 11/20
- Politik für eine nachhaltige Ernährung 06/20
- Die wirklichen Kosten unserer Lebensmittel, Misereor, 07-08/20
- Risiken für Klimaschutz und Menschenrechte, Misereor, Greenpeace, 06/20